Immer gut: die hellseherischen Vorhersagen für das abgelaufene Jahr anhand der tatsächlichen Ereignisse zu überprüfen. Aufstände in den Niederlanden? Ein UFO landet vor dem Weißen Haus? Der Kreml in Flammen? Ein Hollywoodstar stirbt durch den Biss einer Giftschlange? Alles Mumpitz, wie die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften berichtet.

Wie dem auch sei: Auf Wiedersehen Bond-Jahr, willkommen Schaltjahr! Mit einem Blick auf den unretuschierten Abendhimmel über dem San Francisco des 31.12.2007 wünsche ich allen Lesern einen guten Start ins neue Jahr!
Die goldene Stunde.

Lebensmittel sind hier in San Francisco nicht unbedingt billig – da freute es mich umso mehr, heute noch ein paar Coupons am Kühlschrank entdeckt zu haben, die in wenigen Stunden ablaufen: Kellogg’s Special-K-Müsli einen Dollar billiger. Sehr gut.

Noch besser: Die Dinger sind diese Woche im Angebot, statt $4,69 kostet eine Packung nur $2,50, wenn man vier davon kauft.

Noch viel besser: Kellogg’s fährt gerade eine Werbeaktion. Kauft man Produkte im Wert von mindestens zehn Dollar, gibt’s nach Online-Beantragung per Post einen Scheck in Höhe von fünf Dollar zurück.

Wir fassen zusammen:

– vier Packungen Special K, Normalpreis: 18,76 Dollar
– vier Packungen Special K, Angebotspreis: zehn Dollar
– Coupon-Rabatt pro Packung: ein Dollar
– Hersteller-Rabatt für mindestens zehn ausgegebene Dollar: fünf Dollar

Ich habe also eben 17,76 Dollar gespart und vier Schachteln Müsli für einen Dollar erworben. Leider besitze ich jetzt keine Extra-Coupons und keinen freien Lagerraum mehr.

Auf dem Rückflug nach San Francisco dann auch noch “Millionär”, das dritte Buch von Tommy Jaud gelesen. Wie es war? Sagen wir so: Es gibt einen Grund dafür, dass die einleitenden Monologe in Late-Night-Talkshows nur ein paar Minuten lang sind. Beziehungsweise dass in Comedy-Serien nicht alle Witze einer gesamten Staffel in nur einer Folge gemacht werden.

Gut die Hälfte des Buches passiert nämlich gar nichts. Wir bekommen mit, was die larmoyante, unsympathische Hauptfigur Simon Peters tagaus, tagein so treibt. Sicher, es zieht eine neue, dumpfe Nachbarin über ihm ein, gegen die er einen Kleinkrieg zu führen beginnt. Doch diese Spargeschichte reicht bei weitem nicht aus, die “Hach, was sind wir aktuell und nennen am laufenden Meter Trends, Hits, Personen und Marken des Tagesgeschehens”-Schreibweise mit Leben zu füllen. Das wird mit den Jahren sicher nicht besser werden – mich nervte die Aufzählerei noch im Veröffentlichungsjahr des Buches. Auch die handelnden Personen werden bis auf zwei, drei Ausnahmen furchtbar blutarm beschrieben, wenn überhaupt.

Etwa ab Seite 200 von 300 steigert sich der Lesespaß dann doch noch: Die Hauptgeschichte nimmt ihren bizarr-unterhaltsamen Lauf, um sogar mit einem halbwegs sinnvollen Ende zu schließen – besser gelöst als in den beiden Vorgängerromanen. Dennoch bleibt “Resturlaub” das beste Buch Tommy Jauds, der Story wegen. Hoffentlich besinnt sich Jaud in seinem nächsten Werk darauf, dass er es eigentlich gar nicht nötig hat, so viel Gegenwartsbeobachtungen in seine Zeilen zu packen und steckt stattdessen etwas mehr Arbeit in die eigentliche Geschichte und die Personen. Schreiben kann er ja eigentlich schon.

Unlängst während eines zweistündigen Fluges “Resturlaub” von Tommy Jaud gelesen. Beim Vorgänger “Vollidiot” war ich nur mühsam in die Gänge gekommen, zu gekünstelt und gewollt kam mir die “coole Sprache, so wie man spricht” auf den ersten paar Seiten vor. Das macht der Nachfolger besser, das Buch startet so sprachlich gut, wie das erste aufhörte. Vielleicht habe ich mich auch nur an Jauds Stil gewöhnt.

Inhaltlich geht es rasant zur Sache: Peter Greulich aus Bamberg hat keinen Lust auf Einfamilienhaus-Idylle in der Vorstadt, seine Freunde sind extrem schluffig und bremsen eine perfekt geplante Geburtstagsfeier in der Nachbarstadt knallhart aus – sie hängen lieber in ihrer Stammkneipe ab. Auf den elften Mallorca-Urlaub mit eben diesen Freunden hat Peter verständlicherweise keine Lust mehr und landet nach einer haarsträubenden Verkettung von Ereignissen in Argentinien. Hier erlebt er mal mehr, mal weniger schräge Abenteuer, die in einer wahnwitzigen Situation in einem Club gipfelt und Peter folgenden Kommentar entlockt:

Ich bin in Buenos Aires, nachweislich ziemlich groß und ziemlich weit weg!
Ich bin in coolen Clubs unterwegs mit schicken Leuten!
Ich habe sensationellen Sex mit einem echten Modell!
Ich hab womöglich bald einen Job hier!
Ich hab sogar Drogen in der Hand!

An dieser Stelle kippt das Buch und trudelt in ein ähnlich enttäuschendes, unglaubwürdiges Ende wie schon “Vollidiot” ab. Warum Peter mit einem Mal die so glaubhaft geschilderte Abneigung gegen das tägliche Einerlei spannend findet und sogar über das Haus im Grünen nachdenkt, kann sich mir nicht erschließen. Mit ein paar Wochen Abstand kommt es mir sogar vor, als seien “Vollidiot” und “Resturlaub” irgendwie das gleiche Buch. Nur mit ein paar geänderten Schauplätzen und Personen.

Union Square, San Francisco.
Frohe, gesegnete Weihnachtstage allen Lesern in Nah und Fern – auf dass Ihr alle ein paar erholsame, stressfreie Tage verbringen möget. Und vielleicht sogar kurz überlegt, warum wir eigentlich Weihnachten feiern.

Schwerwiegende Entscheidungen
fallen selten in leichten Zeiten,
und tief gehende Veränderungen
entstehen nicht durch
oberflächliche Erfahrungen.

Bedeutende Entwicklungen
werden kaum durch
unbedeutende Begegnungen
angeregt,
und persönliche Hilfe
erfahren wir so gut wie nie in
unpersönlichen Beziehungen.

Verständnis für die
Schwachheit anderer
erwächst nicht aus der
eigenen Stärke,
und wie man
andere Menschen tröstet,
wissen wir erst,
wenn wir nicht nur getrost,
sondern auch selbst
getröstet sind.

Warum also sehnen wir uns ausschließlich
nach einem leichten und unbeschwerten Leben,
wenn das, was uns so wertvoll macht,
in einem verletzlichen und tiefgründigen,
in einem lebendig gelebten Leben liegt?

(Hans-Joachim Eckstein)

Sah dann letzte Woche zum ersten Mal die neue Harald-Schmidt-Show mit seinem Sidekick Oliver Pocher. Auwei – wenn die Einspielungen des immergrünen Gastes Anke Engelke lustiger sind als das, was die beiden von sich geben, habe ich wohl wirklich nicht viel verpasst. Einzig ansatzweise lustig, wenngleich etwas lang: das Einstudieren von Stadiongesängen per Megaphon. Bitte wieder Harald Schmidt alleine hinter den Tisch setzen.

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