Traf die Tage Kollege Spencer, der einen Kapuzenpullover mit großem, mir seltsam vertrauten Logo auf der Vorderseite trug. “Das Bild fand ich cool, da musste ich einfach zuschlagen”, erklärt er. “Und kaum hatte ich den Pullover an, kommt mir ein Typ auf der Straße entgegen, hebt die Faust und schreit: For the Horde! Den habe ich erst mal gefragt, was er von mir will.” Richtig, daher kam mir das Motiv bekannt vor – handelt es sich doch um das Symbol der Horde, einer Gruppe von Orks, Trollen, Untoten und anderen Rassen aus dem Online-Rollenspiel “World of WarCraft”. Nur – das hat Spencer noch nie gespielt.

Da kann sich Kollege Lenhardt noch so sehr freuen: Hier in der Stadt ist Nintendos Wii noch immer ausverkauft. Dabei würde ich doch so gerne dieses Spiel kaufen. Und auch das hier. Boris hätte vermutlich eher an diesen beiden Titeln seine helle Freude.

Bei der Gelegenheit: Läuft der ziemlich coole Xbox-Nachfolger eigentlich auch auf der 360? Dann müsste ich den glatt mal ersteigern.

The Mantel Difference.
Fast hätte ich dabei an Lost gedacht.

In den 90ern ganz groß: Filmsequenzen mit abgehalfterten Hollywood-B-Schauspielern in Computerspielen. Heute ist dieser Geldverbrennungs-Trend mit Recht in der Versenkung verschwunden, die Spielehersteller konzentrieren sich lieber auf gute Spielgrafik und Zwischensequenzen in derselben.

Doch Electronic Arts geht “back to the roots” und drehte für das just erschienene Strategiespiel “Command & Conquer 3” noch mal auf: In kurzen Videoschnipseln stehen allerlei aktuelle und eher verblichene TV- und Kino-Stars und -Sternchen vor der Kamera.

Etwa Frau Helfer (Foto), bekannt aus Battlestar Galactica oder Frau Park (Foto), ebenfalls bekannt aus Battlestar Galactica.

Nun muss ich gestehen: Ich habe noch keine einzige Folge der Galactica-Neuauflage gesehen, auch wenn mehrere Freunde nicht müde werden, die Serie als das Beste seit der Erfindung des geschnittenen Brotes zu preisen. Dafür wurde ich auserkoren, Telefoninterviews mit den Damen zu führen. Immer etwas schwierig, Abteilung Atmosphäre und Körpersprache.

Noch schwieriger: Auf dem Rückweg vom Zahnarzt heute morgen erst in einer Straßenbahn und dann in einem Bus mit Maschinenschaden zu sitzen und zum Klingeln des Telefons in die Wohnung zu stürzen. Am anderen Ende eine PR-Dame nebst einer deutlich spröden Tricia Helfer, der wenig konkrete Dinge zu entlocken waren und die sich öfter mal in Gemeinplätze flüchtete. Irgendwann musste sogar die PR-Dame eine Frage zu den Dreharbeiten beantworten.

Ich überlege, meinen Fragenkatalog über den Haufen zu schmeißen und das Gespräch mit Grace Park in einer Stunde komplett im Freestyle-Modus zu absolvieren. Andererseits soll dabei ja auch noch was für meine Zeitschriftenkunden herauskommen.

Update: Mit minimaler Verzögerung auch das zweite Interview geführt, inklusive einiger Info- und Intro-Faxen zum Thema Deutschland, für die sich eine blendend gelaunte Grace Park am Ende des Gesprächs noch einmal bedankte. Auch nett, dass sie nicht wie Kollegin Helfer per Telefonfreisprechanlage dozierte, sondern direkt mit ihrer angenehm tiefen Stimme in den Hörer sprach. Doppel-rrrr!

1994: Auf meiner ersten Game Developers Conference in Santa Clara sehe ich Alexei Paschitnow, den Erfinder des Computer- und Videospiels Tetris, und schnappe ihn mir für ein Interview. Unmittelbar vor der Konferenz fliege ich von der Hochzeit eines deutschen Freundes in Fort Worth, Texas, ein. Auf der sehr übersichtlichen Konferenz treffe ich alle möglichen Spieldesigner, die ich im letzten halben Jahr besucht habe, unter anderem Rusty Buchert von Interplay, meinem ersten Firmenbesuch überhaupt.

2007: Dreizehn Jahre später bekommt Alexei Paschitnow auf der Game Developers Conference in San Francisco den Penguin Award verliehen. Minuten vor dem Start einer Rede von Designerlegende Shigeru Miyamoto fragt mich ein Freund, ob ich einer der Groomsmen auf der Hochzeit von ihm und seiner deutschen Verlobten sein möchte. Und nach zweistündiger Verzögerung läuft mir beim Warten auf einen Interviewpartner Rusty Buchert über den Weg, der heute bei Sony arbeitet.

Wing Commander Arena. Schlimm.
Nein, das hier ist kein schlechter Scherz, sondern “Wing Commander Arena” für Xbox 360 – Anschauen der bewegten Spielszenen auf eigene Gefahr. Ganz, ganz schlimm – was hat man den Entwicklern bei EA bloß in den Tee getan? Mussten die mit Macht eine ehemals glorreiche SF-Action-Serie zu Grabe tragen? Mannometer.

Bei solch grobem Unfug bin ich froh, nicht in Deutschland, sondern in den USA zu leben.

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