Oct
5
Meinungsfreiheit
Filed Under Medienspektakel, Politik
Darf man Probleme und deren Ursachen heute noch ansprechen? Oder wird man dann sogleich als Volksverhetzer von der Staatsanwaltschaft und den Medien ins Gebet genommen?
Damit meine werten Leser in einer gerade aktuellen Diskussion mitsprechen können, empfehle ich die Lektüre des kompletten Artikels, den der ehemalige Berliner Senator und jetzige Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin verfast hat.
Ziemlich gut ist in dem Zusammenhang ein Deutschlandfunk-Interview mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundesverbands der deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, der offen fragt, ob der Reporter überhaupt den Text in seiner Komplettheit gelesen habe (siehe oben).
An meine frech geduzten Leser die Frage: Wie nehmt Ihr die Diskussion wahr? Ist etwas an der Aufregung dran, oder wird sich da nur erregt, weil sich die Deutschen ja nicht mehr erregen dürfen? Immerhin bin ich ja schon über fünf Jahre nicht mehr im Lande.
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8 Responses to “Meinungsfreiheit”
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Es ist nicht schön, was Sarrazin da sagt, aber als Berliner (und ausdrücklich jemand, der Sarrazin eigentlich nicht mag) muss ich sagen, dass er nicht unrecht hat. Die Lehrer wissen, dass sie mit Vietnamesen und Osteuropäern weniger Probleme haben, und die Leute wissen, dass die Wahrscheinlichkeit größer ist, in der S-Bahn von Jugendlichen aus einem islamischen Kulturkreis blöd angemacht zu werden als aus anderen Kreisen. Wenn sich dann jemand hinstellt und ihn als Rassisten und Volksverhetzer bezeichnet, dann kennt er Berlin offenbar nicht.
Ich bin ebenfalls der Meinung, daß man in der deutschen Presse teilweise manche Wahrheiten nicht hören will. Dann wird das Totschlag-Argument der Diskriminierung aufgefahren, das gilt auch für andere Bereiche wie für die Ausländer-Diskussion, zum Beispiel die Hetze gegen evangelikale Christen und von Ihnen durchgeführte Veranstaltungen wie das Christival oder eines Seelsorge-Kongresses in Marburg.
Ich kann mir die Aufschreie in der deutschen Medienlandschaft gar nicht ausmalen, wenn Deutsche gewagt hätten, Veranstaltungen von von Moslems oder Homosexuellen zu kritisieren….
Schon unabhängig von dieser konkreten Debatte finde ich seit einiger Zeit, daß Sarrazin sarkastischer und realitätsfremder ist, als es jeder in der Öffentlichkeit stehende Politiker sein sollte.
Das zeigen z.B. seine “Studien” und Äußerungen zum Essens-Tagessatz von 4,25 Euro für Berliner Hartz IV-Empfänger: Man könne sich schon für 3,76 Euro täglich “völlig gesund, wertstoffreich und vollständig ernähren” – spätestens seit er Bundesbank-Vorstand geworden ist, klingt das noch sarkastischer, als es schon immer war.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Landespolitik-Hartz-IV-Thilo-Sarrazin%3Bart124,2474631
Meiner Meinung nach hat der Mann recht, egal was er sonst auch für eine Mensch sein mag.
Hier kannst du dir übrigens eine (mäßige) Politrunde dazu anschauen:
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3103064;jsessionid=70CCEFF6491F5B55F1F048D0927B71B0
Sehr gutes Interview! Danke Roland für’s Hochladen…
Ein sehr amüsanter, treffender Artikel zu Sarrazin und gezielter Provokation in der Öffentlichkeit, um Aufmerksamkeit zu erheischen, war am Samstag in der Wochenend-SZ; ich bin aber zu doof, ihn online zu finden. Vielleicht ist jemand hier schlauer als ich und kann ihn verlinken…
Sarrazin hat seine Aussagen sicherlich überspitzt, aber damit auch den wunden Nerv eines sich zuspitzenden Problems getroffen, das von der vornehmlich linksorientierten Presse am liebsten ganz und gar unter den Teppich gekehrt wird. Er hat nicht provoziert um des Provozieren willens, sondern er hat seine streitbare Meinung verteten, was ihm und jedem anderen Politiker zusteht. Der Skandal wurde erst hinterher künstlich durch die Moralaposteln erzeugt.
Es hat mich angewidert, wie sehr sich mittlerweile große Teile der Presse für derartigen Schmarrn haben einspannen lassen. Damit wird in letzter Konsequenz die politische Selbstzensur gefördert – dabei braucht das Land eigentlich dringend Politiker wie Sarrazin und Steinbrück, die bereit sind, auch gegen den Strom zu schwimmen, wenn es um die Sache geht.