Kaum ein Jahr her, dass Peter mir ein Stöckchen zuwarf. Wird Zeit, das zu beantworten. Vorsicht, langer Eintrag.

Was war Deine erste “echte” PC-Hardware?

Das war ein 486/DX2, erworben 1993 in Long Beach, CA. Einigermaßen schräg: Arnold Kleine-Büning, ein weiterer Austauschstudent aus Essen, hatte irgendwie den Garagenschrauber Stephen Alford aufgetan, der als Systembauer und -verkäufer ein paar Städte weiter nördlich wohnte. Gab immer mal wieder Probleme mit unseren Kisten, so dass Stephen seine kein Jahr alte Tochter schnappte, in den Kindersitz packte und dann über die Carpool-Spur der 405 gen Süden fuhr, um unsere Systeme wieder flott zu machen. Nach dem zweiten Semester erbte Stephen mein uraltes Auto, das mindestens noch ein Jahr hielt, weil ich es mir gut zwölf Monate später während eines Urlaubs nochmal ausgeliehen habe. Nur der Anlasser machte Zicken, musste zum Starten ein paar Schläge mit dem Hammer bekommen. Der Kontakt zu Arnold und Stephen riss leider ab – wenn ihr das hier lesen solltet, meldet euch!

Der 486er hielt erstaunlich lange, wurde dann gegen einen Pentium 90, einen AMD K6, einen Athlon, noch einen Athlon und dann im Frühjahr letzten Jahres schließlich gegen einen Intel Core 2 Duo 6600 ausgetauscht. Vor dem 486er hatte ich einen Commodore 64, übersprang danach die Amiga-Phase, schrieb einige Uni-Dokumente noch von Hand, bevor sich mein Vater dann einen 386er mit 33 MHz, 16 MByte RAM und 127 MByte Festplatte kaufte. Was für eine Rakete war das!

Deine erste Anwendung, welche Du benutzt hast?

Ein Turbolader, der Programme von der Datasette wesentlich schneller in den Speicher des Commodore 64 übertragen konnte – ohne die Anwendung wartete man schon mal eine Viertelstunde, bis ein Spiel startklar war. Und da jammern die Leute heute über lange Ladepausen.

Dein erstes Spiel?

Das waren ziemlich zeitnah gleich drei Spielautomaten: Pac-Man, das im Windfang eines Lebensmittelladens in der Innenstadt stand, und dann ein paar Meter entfernt Asteroids und Defender, in einem Plattenladen aufgestellt. Asteroids und Defender, ganz groß. Beide mit Knöpfen übersät, einer sogar nur in Schwarzweiß, doch beide schluckten auch englische Münzen, die in etwa so groß wie Markstücke waren. Damals muss der Dollar noch eine feste Währung gewesen sein – in den USA kostete ein Spiel seinerzeit 25 Cents.

Mein Vater und mein Opa besaßen kurz darauf ihre ersten eigenen Spielkonsolen: eine Interton VC4000 beziehungsweise deren inkompatible Grundig-Variante Superplay 4000. Ich wünschte mir – wenn ich das richtig rekonstruiert habe – zu Weihnachten 1982 dann ein Atari VCS 2600, auf dem nachmittagelang Pac-Man und Haunted House gespielt wurde. Mein Freund Arne hatte jede Menge Spiele von Activision und Imagic: So spielten wir begeistert Pitfall, River Raid, Demon Attack, Riddle of the Sphinx, Cosmic Ark und Decathlon. Letzteres bis zur Blasenbildung in der Handinnenfläche, was Arne nur dazu brachte, einen Handschuh überzuziehen und weiterzumachen. Sehr cool auch Space Shuttle, das jeden Schalter des VCS nutzte: Arne saß als Pilot am Joystick, während ich als Flugingenieur die Konsole auf dem Schoß hielt und die Schalter bediente. Das erste Spiel auf dem Commodore 64 war Ghostbusters, das erste PC-Spiel fällt mir nicht mehr ein. Gut möglich, dass es ein LucasArts-Adventure war, das dann in langen Telefonkonferenzen mit Arne gelöst wurde, wie seinerzeit schon auf dem C64 diverse Scott-Adams-Abenteuer.

Hattest Du von Anfang an Spaß an der Materie?

Aber hallo!

Seit wann bist Du online, und mit welchem Anbieter?

Seit 1993, erstmals in Long Beach. Damals noch über den Online-Dienst CompuServe (73074,1433), mit einem textbasierten proprietären Browser. Da wurde die Zugangsgeschwindigkeit noch unterschiedlich abgerechnete. Eines Abends konnte ich mich über meine gewohnte 2.4-kbps-Telefonnummer nicht einwählen, also weitere Ortsnummern probiert und schließlich bei der mit 14.4 kbps gelandet. Ich chattete im Studenten-Forum angeregt mit Studenten aus Hawaii und von der Ostküste, doch dumm war, dass die Stunde über die schnelle Leitung statt fünf happige 15 Dollar kostete. In jenem Monat hatte ich eine Telefonrechnung jenseits der 200 Dollar.

Die Uni-Rechner in Long Beach, teils Unix-Boliden, teils Macs, auf denen Word 1.0 lief, waren schon ans Netz angeschlossen. Da machte bald der Geheimtipp Yahoo! die Runde, der per Mosaic, einem Netscape-Vorläufer, angesteuert wurde. Wieder zurück in Essen war das Surfen im Netz abenteuerlich-frustrierend: Mit dem Text-Browser Lynx, der auf einem Uni-Rechner gestartet wurde, zu dem ich per Telnet verbunden war. Wenn der richtige Winsock installiert war – denn von Haus aus unterstüzte Windows 3.11 dieses Internet noch nicht.

Ist dann doch etwas länger geworden, der Ausflug in die PC-Steinzeit. Traue mich daher nicht, jemand anderem das Stöckchen zuzuwerfen. Ich verlinke aber gerne, wenn sich Freiwillige finden.

Comments

4 Responses to “Technik-Stöckchen”

  1. Peter on February 4th, 2008 14:49

    Habe ja gar nicht mehr mit einer Beantwortung gerechnet. Und Decathlon Handflächen kenne ich auch nur zu gut. Den Atari 2600 Joystick konnte man für Bestzeiten am besten mit geöffneter Hand an der Spitze rütteln.

  2. Matthias on February 4th, 2008 19:13

    Bin ja erstaunt, dass du die ganze Geschichte schreiben konntest, ohne auch nur einmal das alte Horten in der Essener Innenstadt zu erwaehnen :)

  3. ro on February 4th, 2008 20:02

    Horten war Wertheim, wo früher das alte Rathaus stand? Da hatte ich meine ersten Erlebnisse mit der Programmierung. Das Problem: Ich hatte bisher nur auf einer uralten mechanischen Schreibmaschine herumgetippt, die keine “0”-Taste hatte. Stattdessen musste man ein “O” tippen. Das macht allerdings bei Basic-Zeilennummern Probleme. Nachdem ich partout keinen Grund für meine Syntax Error finden konnte, zog ich von dannen und sah, wie ein Knirps vermutlich kopfschüttelnd meine O gegen 0 austauschte und dann das Programm mit seinen schönen Print- und Goto-Befehlen ausführte.

  4. Sebastian on February 23rd, 2008 7:09

    Hier, ich ^^;

    Ich bin immer noch Fanboy (ahem) und eigentlich fehlt mir in der Liste die erste Computerspielezeitschrift, die ich je gelesen habe :-)

    Außerdem hab ich noch nie ein Stöckchen fangen dürfen *brummel*

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