Wer von meiner Wohnung aus nur ein halbes Dutzend Blöcke weiter in Richtung Süden marschiert, findet sich im Tenderloin wieder, einer immer noch nicht ganz astreinen Wohngegend. Nicht so überteuert vielleicht, aber das erkauft man sich mit dem Geschrei der Drogensüchtigen und Obdachlosen, die bei Tag und Nacht durch die Gegend schlurfen.

Im San Francisco Chronicle Magazine beschrieb ein ehemaliger Soldat vor zwei Monaten seine Haßliebe zum Tenderloin, sehr lesenswert. Darin berichtete er auch von einer Begegnung mit einer attraktiven Dame, die sich darüber beklagte, dass die Crackheads die Zündkerzen ihres Motorrades klauen und damit ihre Drogen rauchen würden.

Das kam mir bekannt vor – also den Artikel mit einem kurzen Post-it-Gruß unter der Tür einer Nachbarin durchgeschoben, auf die die Beschreibung perfekt passte. Und, wie sie mir eben in der Lobby dankend sagte, war sie die Frau aus der Geschichte. Weil sie den Artikel bis dato nie zu Gesicht bekommen hatte, glaubte sie bislang, nur einer besonders schrägen Anmache begegnet zu sein.

Comments

5 Responses to “Blondine und Zündkerzen”

  1. tom on October 25th, 2007 1:22

    That’s the stuff, Roland!
    Da geht ja doch noch was…

  2. ro on October 25th, 2007 1:59

    Artikel gelesen? Sehr cool geschrieben, oder?

    Ab wann fängt man denn an, mein lieber Tom, bei den Frauen existenzielle Kompromisse zu machen? Abteilung Zweifrontenkrieg und so …

  3. Ingo on October 25th, 2007 8:41

    Schenk’ ihr Zündkerzen!! Ran’ da.

  4. ro on October 25th, 2007 21:32

    Menschenskinder!

  5. Traveller on October 28th, 2007 2:48

    Bei meinem Besuch in SF vor zwei Jahren zeichnete der Motelchef die Gegend als einzige No-Go-Area ein, aber zumindest bei Tag erschien mir das Tenderloin-Viertel trotz ersichtlicher Probleme durchaus begehbar. Nachts, hm, als wir einmal mit dem Taxi durch sind, sah das alles schon recht wild aus. Immer wieder faszinierend, wie nah in Nordamerika manchmal solide und kritische Stadtviertel aneinander grenzen.

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