Freitag, Juni 30, 2006

"Lehmann, Lehmann!"
Angewandte Völkerverständigung: Mit einem Freund aus Australien in einem amerikanischen Pub namens Mad Dog in the Fog das Spiel Deutschland-Argentinien sehen und dabei zwei Guinness trinken. Natürlich nur nach halb neun Uhr morgens, zu früh soll man ja nicht anfangen. Die Kneipe ist spätestens zum Ende der zweiten Halbzeit fest in deutscher Hand, zahlreiche Zuschauer sind im deutschen Trikot unterwegs. Unglaublicher Jubel nach dem Ausgleichstreffer, gefolgt von einem ohrenbetäubendes Anfeuern des deutschen Torwarts beim Elfmeterschießen. Völlig aus dem Häuschen gerät die Meute nach jedem Treffer der deutschen Mannschaft, noch ekstatischer wird jeder gehaltene Schuss gefeiert. Und dann heißt es: Olé, olé olé olé! Wir wechseln den Austragungsort für das zweite Spiel: Im Hinterzimmer des Connecticut Yankee scharen sich knapp ein Dutzend Zuschauer vor zwei Fernsehern. Bis auf eine Dame sind alle Anwesenden auf Seiten der Ukraine, deren Spieler anfangs jedoch von Konfusion, später von jeder Menge Pech geplagt werden. Dank eines leckeren Burgers, zuckerüberzogenen Pommes mit Knoblauchsauce und Guinness vom Fass ist das am Ende jedoch halb so wild. Tja, nun muss Deutschland die Sache am Unabhängigkeitstag kommende Woche richten - alle australischen Freunde stehen jedenfalls hinter Klinsmanns Truppe.

Montag, Juni 26, 2006

Italien vor, noch ein (gekauftes) Tor!
Nein, das hier soll nicht noch ein WM-Blog werden, der vier Wochen lang ellenlange Spielberichte präsentiert, die dem Leser höchste Konzentration und eine wenigstens marginale Fußball-Affinität abverlangen. Ich frage mich nach dem Anschauen der beiden heutigen Spiele (eins daheim, eins beim Cafe-Dienst) allerdings: Hat die Mafia ihre Finger im Spiel und im Portemonnaie der Schiedsrichter? Haben alle anderen Teams ihr Pulver schon in der Vorrunde verballert? Ein australischer Freund, den ich heute früh tröstend anrief, meinte jedenfalls, er werde nun auf Deutschland umschwenken. Damit steht ein weiterer Freund aus Brasilien jetzt allein gegen uns da. Im Endspiel, versteht sich.
Arrive alive
Das nebelige San Francisco hat mich wieder: 2000 Kilometer älter, auf dem Highway 1 Kolonne mit einem Ferrari 360 Modena gefahren, viele Freunde besucht und nach einem, ahem, stimmungsvollen Abend die ersten 82 Minuten des Spiels Deutschland-Schweden verschlafen. War denn gut?

Mittwoch, Juni 21, 2006

Jürgen, aufstehen - oder: Der frühe Vogel fängt den Wurm
Bin bis Samstag unterwegs in den noch sonnigeren Süden. Bis zu meiner Rückkehr gibt es eine relativ alte Pressemitteilung, gekrönt mit einer Pointe, die unbedingt gemacht werden muss:
Helge Schneider will keine eigenen Filme mehr machen. Er wolle sich in Zukunft vor allem auf Tourneen, CD- und Buchveröffentlichungen konzentrieren, erklärte der Entertainer bei einer Pressekonferenz in Mülheim/Ruhr. Gelegentliche Auftritte als Schauspieler seien aber nicht ausgeschlossen. "Projekte, bei denen ich nicht improvisieren kann, machen mir weniger Spaß", erklärte Schneider mit Blick auf seine bisherige Filmarbeit.
Hmm. Da frage ich mich, was an den Filmen nicht improvisiert war?

Dienstag, Juni 20, 2006

Der größte Diktator
Immer wieder erfrischend: Die Titelgeschichte "Die Top Ten der schlimmsten Diktatoren der Welt", jährlich veröffentlicht in der Zeitungs-Sonntagsbeilage "Parade". Schon ein paar Tage alt, aber nicht minder interessant.

Platz 01: Omar al-Bashir (62), Sudan, seit 1989 an der Macht
Platz 02: Kim Jong-il (63), Nordkorea, seit 1994 an der Macht
Platz 03: Than Shwe (72), Birma, seit 1992 an der Macht
Platz 04: Robert Mugabe (81), Simbabwe, seit 1980 an der Macht
Platz 05: Islam Karimov (67), Usbekistan, seit 1990 an der Macht
Platz 06: Hu Jintao (63), China, seit 2002 an der Macht
Platz 07: König Abdullah (82), Saudi-Arabien, seit 1995 an der Macht
Platz 08: Saparmurat Niyazov (65), Turkmenistan, seit 1990 an der Macht
Platz 09: Seyed Ali Khamenei (66), Iran, seit 1989 an der Macht
Platz 10: Teodoro Obiang Nguema (63), Äquatorial-Guinea, seit 1979 an der Macht

Geradezu mutig für das eher konservative Blatt sind die Plätze 06 und 07. Immerhin sind China und Saudi-Arabien geschätzte Handelspartner der USA. Der bizarrste Diktator herrscht in Turkmenistan: Saparmurat Niyazovs "Regierung" betreibt einen absurden Personenkult und verbietet unter anderem Autoradios, die Synchronisierung von Filmen und Fernsehsendungen und das Spielen von zuvor aufgenommener Musik im Fernsehen und auf Hochzeiten. Außerdem ließ Niyazov alle Nationalparks und Büchereien in ländlichen Gebieten schließen, feuerte 15.000 Angestellte des Gesundheitswesens und ersetzte sie mit unausgebildeten Militärschergen. Dazu verkündete er die Schließung aller Krankenhäuser außerhalb der Hauptstadt und ließ die Ärzte statt des hippokratischen Eids einen Eid auf seine eigene Person schwören. Mehr Details gefällig? Hier entlang, bitte.
3:0

Leichte Desorientierung, als heute früh um viertel vor sieben der Wecker schellte. Stellte fest, zu nichts zu spät zu sein und nicht verschlafen zu haben, der einzige Termin: das Spiel Deutschland-Ecuador um 7 Uhr früh. Gut war's. Und scheinbar auch in Berlin, zumindest deutet der Herr am linken Bildrand darauf hin.
¿Qué equipo te gustaría que gane la Copa?
Tja, was soll ich sagen? Die WM findet hier in den USA nur sehr nebulös statt. Ich schaue mir die Spiele, die ich daheim sehen kann, auf Univision an, im Café läuft dankenswerterweise die ESPN2-Variante. Beide sind in etwa gleich (un)brauchbar: Der Verständnisgrad des spanischen Senders Univision ist gering, der Unterhaltungswert enorm. Ich sage nur "Goooooooooooooooooooooooooooooooooooooool!" Die Sprecher auf ESPN2 haben dagegen nur sehr wenig Ahnung von der Materie, was aber nichts ausmacht, weil ich hinter der Kasse beziehungsweise der Espressobar von deren leise aus den Lautsprechern dahinmurmelnden Stimmen eh nichts mitbekomme. Die Besucher der Univision-Webseite trauen den Gastgebern jedenfalls wenig zu. Das Ergebnis der "Wer wird Weltmeister?"-Online-Abstimmung:

71% México
17% Brasil
06% Argentina
03% España
02% Alemania

Und da behaupte noch jemand, dass Univision für alle aus Südamerika migrierten US-Bürger sende ...

Montag, Juni 19, 2006

Selbst schuld
Am Freitag mit einem Freund aus Singapur über sieben Stunden die Stadt erlaufen. Besser: Die nördliche Seite, am Wasser. Sonnencreme? Schnickschnack, wir sind ja in San Francisco, nicht etwa in Marin oder der East Bay. Tja, natürlich kam es, wie es kommen musste: Verbrannte Gesichter und Arme allenthalben. Das gute Wetter derzeit ist aber wirklich außergewöhnlich, normalerweise ist in der Heizperiode von Juni bis August Nebel angesagt, verursacht durch die heiße Luft aus dem Umland, die sich mit der kühlen Meeresluft vermengt.

Montag, Juni 05, 2006

Vielen Dank!
Folgendes Lob gab's eben von einem Ex-Kollegen, von mir nicht nur ob seiner mit oft erfrischend schrägen Einfällen durchsetzten Schreibe geschätzt: "Dein Schreibstil hat, wenn Du in Form bist, eine Lässigkeit gefunden, die Du früher nur in Deinen besten Momenten besessen hast." Spannend. Denke ich als mein größter Kritiker - von anderen Profis gibt es tendenziell wenig schreibtechnisches Feedback - doch, dass mein Stil in den letzten paar Jahren eher trockener und langweiliger geworden ist. Manchmal staune ich regelrecht, wenn ich unter einem alten Artikel mein Kürzel entdecke. Wie dem auch sei: Ich muss wieder mehr schreiben. Auch hier.
Neuer Monat, neues Glück!
Hallo Juni. Alles klar? Hoffe, das wir uns mehr zu sagen haben als Dein Vorgänger und ich.

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